Priesteblich

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Kirche Priesteblich

Die Ev. Pfarrkirche in Priesteblich ist eine spätromanische / frühgotische Saalkirche vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Sie steht in einem sogenannten Rundplatzdorf, welches sich bis heute so erhalten hat. Das Dorf gehörte im Mittelalter zu den Besitzungen des Tempelherren-Ordens und stand unter dem Gerichtsstuhl Markranstädt, mit dem es 1285 an das Hochstift Merseburg kam.

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    Die Reformation hält 1538 Einzug in Priesteblich. Dies geht aus einer Urkunde des Bischofs Sigismund von Merseburg hervor.


    1632 wurde das Dorf Priesteblich mitsamt der Kirche von den kaiserlichen Soldaten kurz vor der Schlacht bei Lützen abgebrannt und die zwei Glocken entwendet.


    1644 wurden die Pfarrgebäude und alle Wohnungen des Ortes durch die Schweden ein Raub der Flammen. Die wenigen Einwohner des Ortes, die übrig blieben, suchten, ihrer Habe beraubt, eine andere Heimat. Der damalige Pfarrer Bucius, zog daraufhin nach Frankenheim. Hier lebte er bis zum Jahr 1662, dann ging er zurück nach Priesteblich, denn es waren einige Einwohner in ihre Heimat zurückgekehrt.


    Der Wiederaufbau der zerstörten Kirche dauerte aber wegen der Armut und der geringen Zahl der Einwohner viele Jahre. 1678 wurde die Holzempore eingebaut und erst im Jahre 1698 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden.


    Die Kirche ist ein verputzter Bruchsteinbau mit leicht eingezogenem, dreiseitigem geschlossenen Chor, Korbbogenfenster und querrechteckigem Westturm mit Zeltdach. Das Kreuzgewölbe unter dem Turm ist wohl eine Darstellung des Grabes Christi, ursprünglich durch einen niedrigen Triumphbogen vom Kirchenschiff her erreichbar.


    Da Priesteblich besonders von den Schweden so viel erduldet hatte, wendete sich der Pfarrer an den König von Schweden Carl XII., welcher im Jahre 1706 sein Volk zwischen Priesteblich und Altranstädt gelagert hatte, und bat denselben um Unterstützung seiner Kirche und Gemeinde. Der König soll der Kirche einen leider leeren eisernen Geldkasten, auf dem sein Name mit goldenen Buchstaben gezeichnet gewesen sein soll, zum Gebrauch eines Gotteskasten verehret haben. Dieser ist leider nicht mehr vorhanden.


    Im Jahre 1741 wurden die Pfarrgebäude nebst 7 anderen Gütern und auch ein Teil der Kirche in Asche gelegt. Bei diesem Brand wurden die Archivalien und Kirchenbücher zerstört. Vier Menschen verloren ihr Leben, nämlich Christoph Weiske, Kirchvater der Gemeinde mit seinem jüngsten Kinde und Frau Regina Weil, Witwe von Hans Schmidts, welche mit ihrer Magd, Jungfer Joh. Sophie Thielen, in einem Keller einen Zufluchtsort gesucht hatten. Beide kamen durch Rauch erstickt um. Die letzte Feuersbrunst im Jahre 1784 traf sämtliche Gebäude von Adolf Voigt, gewesener Richter in Priesteblich. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) und besonders aber in den Befreiungskriegen (1812-1815) wurde Priesteblich durch Einquartierungen, Kontributionen (Zwangserhebung von Geldbeträgen im feindlichen Gebiet durch Besatzungstruppen) und Plünderungen so hart mitgenommen, dass die Einwohner immer wieder fliehen mussten.


    Die durch so viel Unglück heimgesuchte Kirche, hatte sehr wenig Vermögen.


    Zwei im Jahre 1788 hier lebende Fräuleins v. Pistoris, geboren in Wollhausen im Voigtland, gaben der Kirche 120 Mk., von denen ein Teil zur Erhaltung des von ihnen und für sie erbauten Begräbnisses (lt. Bau-und Kunstdenkmäler, C. Gurlitt, von 1894, beigesetzt in einer Gruft), der andere Teil zum Ankauf neuer Bücher für hiesige Schulkinder verwendet werden sollten. Ihrem guten Beispiel folgte im Jahre 1806 Frau Regine Rämler, Andreas Rämlers, gewesener Einwohner allhier, Ehefrau, welche der Kirche 50 Mk. schenkte, die der Katechet für seine Arbeit erhalten sollte.


    Die Kinder von Priesteblich gingen nach dem Filialdorf Frankenheim in die Schule.


    Seit dem 17. Jahrhundert befand sich ein Rittergut, welches der Familie von Bünau gehörte. Vor der Familie Bünau befand es sich im Besitz von Hans von Miltitz (Domprobst zu Merseburg) und danach von dessen Sohn Georg Friedrich von Miltitz. Es handelt sich allerdings nur um eine schlichte Hofanlage. Um 1825 ging der Besitz des Rittergutes an die Familie von Gordon über, welche auch das Patronatsrecht über Kirche und Schule innehatten.


    1748 wurde die Kanzel an die Ostseite des Chores über den Altar verlegt, welche aber nun nicht mehr vorhanden ist.


    Die Bronzeglocke aus dem Jahr 1771, mit reichlich Rokkoko verziert, 90 cm unterer Durchmesser, 75 cm hoch, Gewicht ca. 400 kg. Ihr Ton ist „gis“ – näher am „a“.


    Inschrift:


    FECIT I. C. SIEBER IN LEIPZIG


    AVS LIEBE ZV GOTT VND SEINEM HAVSE


    LIESSEN DIESE GLOCKE


    FRAV SOPHIA ELISAPETH V. PEISTEL


    GEBOHREN VON PISTORIS


    FRAEVLEIN FRIEDERIKA ELISABETH VND


    FRAEVLEIN ERDMVTH ELISABETH VON PISTORIS


    VMGIESSEN IN JAHR C. 1771


    Die Glocke wurde im 1. Weltkrieg in die Kategorie B eingestuft und zurückgestellt. Auch im 2. Weltkrieg blieb die Glocke der Kirche erhalten.


    1890 wurde die Kirche durch Architekt Quentin umgebaut, wobei das Südtor und der Altar erneuert und die dem 17. Jhd. angehörige Balkendecke des Schiffes freigelegt wurde. Die Empore zeigte zu dieser Zeit gotisierende Formen und sind an den Emporenstützen mit HT und HE bezeichnet.


    1959 wurde die Kirche innen renoviert. Dabei wurde die Kanzel, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts über dem Altar angebracht wurde, heruntergenommen und nur leicht erhöht wieder an der Seite angebracht.


    Die Reste eines Holzschnitzaltares (vermutlich aus der Kirche Frankenheim), und zwar ein Bischof 58 cm hoch und eine Madonna mit Krone und Kind 1,40 m hoch, welche stark vom Holzwurm befallen waren, wurden gereinigt und restauriert. Sie sind handwerkliche Arbeiten aus der Zeit um 1480 und befinden sich im Altarraum an den Wänden.


    Ebenfalls im Altarraum hinter dem Altar hängt ein Kruzifix (Arme wurden später ergänzt), 72 cm hoch. Der Korpus ist aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Das alte Holzkreuz wurde im Jahr 1959 durch ein größeres Eichenkreuz ersetzt.


    Die Kirche überstand 2 Weltkriege, wurde aber im Laufe der Zeit baufälliger. Das Schicksalsjahr der Kirche war 1985, als sich der Kirchenvorstand aufgrund der schlechten baulichen Situation entscheiden musste, ob die Kirche umfassend saniert oder abgerissen werden soll. Im Wissen um die schwierige wirtschaftliche Lage zu DDR-Zeiten, entschied man sich doch für eine Sanierung der Kirche.


    Bis 1987 fanden in der Kirche noch Gottesdienste statt, ehe man die Kirche aus Sicherheitsgründen schließen musste und man 1988 mit der Sanierung begann.


    Man begann mit dem Abbruch der eingestürzten Deckenfelder und der nicht mehr tragfähigen Empore. Die Empore wurde unter Verwendung alter Emporenteile neu gebaut, nur die 4 alten Stützen der Emporen wurden erhalten.


    Die alte Empore befand sich an der West- und Südseite. Die neue Empore wurde nur an der Südseite verbreitert eingebaut.


    Auch die Schiffdecke wurde saniert und restauriert.


    Weitere Arbeiten folgten bis 1991:


        Sicherungsarbeiten Dachtragwerk und Holzschutz

        Sicherung Tragwerk Schiffdecke und Traufbereiche Schiffdach durch Einbau eines Stahlbetonankers mit Stahlkonstruktionen

        Außenmauerwerkssanierung

        Außenputz Ziegelmauerwerk Turmoberteil

        Abbruch Innenputz

        Neueindeckung des Daches Turm und Schiff

        Die Erdarbeiten (Abtragen des umgebenden Geländes) wurden von der Jungen Gemeinde durchgeführt


    Ein besonderer Dank gilt Familie Zeuner aus Dölzig, die aus ihrem Altholzbestand zu DDR-Zeiten sonst nicht beschaffbare Balken zur Deckenreparatur kostenlos zur Verfügung stellte.


     Es schloss sich ab 1991 ein „finanzielles Luftholen“ bis 1995 an.


    Ab 1995 erfolgte die Fortführung unter marktwirtschaftlichen Bedingungen bis 1996.


    Der Außenputz wurde aufgebracht und erhielt einen Anstrich, Fußböden (Fliesen) wurden verlegt. Die alten Bleiglasfenster im Altarraum wurden restauriert, Elektrik und Heizung erneuert, Emporen und Treppen eingebaut, Naturfaserdämmung in die Decke eingebracht, Säuberung und Aufhängung der Altarfiguren, Fenster und Türen erneuert, neuer Innenanstrich, neue Turmbekrönung, Einbau einer Toilette im hinteren Bereich der Kirche.


    Die Kosten der Restaurierung betrugen 700.000,- DM.


    Am 6. Oktober 1996 wurde die Kirche mit einem Festgottesdienst wieder eingeweiht.


    Bis 1983 befand sich in der Kirche eine Orgel von 1859. Sie wurde abgebaut und in das Silbermannmuseum Frauenstein gebracht. Seitdem wurde nun ein Harmonium für das gottesdienstliche Spiel genutzt.


    Nach der Sanierung wurde 1998 ein neues Wünning-Orgelpositiv mit einem Manual, einem Pedal und 224 Pfeifen angeschafft.


  • Der Bau geht los und Glockenstuhl & Läuteanlage werden saniert

    So  komplex  und  ausgesprochen aufwändig die Beantragung der Fördermittel  auch  gewesen  ist  –  der Bauausschuss  unter  Leitung  von Ernst  Waltsgott  ließ  sich  nicht  entmutigen. Nun steht das Ergebnis mit dem  Förderbescheid  vom  01.  Dezember  2022  fest:  Wir  erhalten  aus dem  LEADER-Programm  eine  maximale  Zuwendungssumme  von  70 T€.  Zuzüglich  der  Eigenmittel  sollen nun  2023  für  82  T€  der  Priesteblicher  Glockenstuhl  und  die  Läutean-

    lage  saniert  werden.  Das  ist  dringend nötig. Der Kirchturm von Priesteblich erhält einen neuen Außenanstrich. Die Firmenaufträge sind erteilt 

    und bald  wird der Turm eingerüstet, denn die Baumaßnahme muss noch in diesem Jahr abgerechnet werden. 

    Wir freuen uns für diesen Teil unserer  Kirchgemeinde,  denn  mit  allem, was  man  von außen  auch  weiterhin nicht  sehen  wird  –  es wird  etwas Neues zu hören sein: Das Tagesge-

    läut  -  früh,  mittags  und  abends. Wir hoffen,  dass  die  Baumaßnahmen zügig  voran  gehen,  die Kosten  eingehalten  werden  können  und  wir 

    vielleicht am 29. Oktober 2023 einen Festgottesdienst zur Einweihung der neuen  Läuteanlage  in  Priesteblich feiern können.       Michael  Zemmrich

  • Aktueller Stand Sanierung Glockenstuhl in der Kirche Priesteblich

    Wie schon berichtet, ist der Glockenstuhl unserer  Priesteblicher Kirche in einem sehr maroden  Zustand und muss dringend saniert werden. Nachdem unser erster Antrag auf Fördermittel im März dieses Jahres abgelehnt wurde, hatten wir beim zweiten Versuch mehr Glück. 

    Wir bekommen also nun eine nicht unerhebliche Förderung vom Landkreis Leipzig für die Sanierung des Glockenstuhls und der Läuteanlage der Priesteblicher Kirche. Das Ingenieurbüro erarbeitet gerade die Planungsunterlagen und das Leistungsverzeichnis. Wenn alles gut geht, und die erforderlichen Handwerker Zeit haben, kann nach der Sommerpause mit den Arbeiten begonnen werden. Dann hoffen wir, dass die inzwischen  250  Jahre alte Glocke bald wieder erklingt. 

    Ernst Waltsgott 

  • Priesteblicher Glockenanlage: Reparatur, Umbau und Rekonstruktion

    1771 wurde die Priesteblicher Glocke – Nominal a‘, unterer Durchmesser 90 cm und 450 kg schwer - vom Leipziger Glockengießer Johann Christian Sieber gegossen. Sie ist uns über zwei Weltkriege erhalten geblieben und feiert in diesem Jahr also ihr 250. Jubiläum. Leider sieht es um die betagte Jubilarin nicht gut aus. Die Glockenanlage ist an allen Stellen in einem so verbrauchten Zustand, dass nur die Erneuerung ganzer Baugruppen eine zukunftssichere Reparatur ist. 

    Die Glocke muss an ein erneuertes Eichenjoch umgehängt werden, die Armaturen und der elektrische Antrieb wie auch Glockensteuerung sowie die innere Turmbeleuchtung sind zu erneuern. Das soll nun geschehen – so hat es unser 

    Kirchenvorstand grundsätzlich beschlossen. Auch wenn bereits Eigenmittel vorhanden sind, und die Unterstützung durch landeskirchliche Mittel beantragt werden soll, freuen wir uns sehr über Spenden für diesen Zweck. Auch wenn unsere Priesteblicher Kirche – zumal jetzt unter den pandemiebedingten Einschränkungen - eher am Rande unseres Gemeinde-lebens steht, so nehmen wir doch die Verantwortung für die Substanz dieser Kirche weiter wahr und hoffen, dass die Jubilarin mit neuem Glanz nicht nur täglich zum Gebet ruft, sondern bald auch wieder zu einigen Gottesdiensten, Taufen und vielleicht auch einer Trauung im Kirchenjahr. Vielleicht bieten die nun in Angriff genommenen Arbeiten auch die Chance, diese attraktive, kleine Dorfkirche wieder mehr in unsere Aufmerksamkeit zu rücken.               


    Michael Zemmrich

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